Kein Samstag so wie immer…

Okt 27th, 2008 | By | Category: Artikel, Musik

Es ist Samstagabend und wir sind mitten in Sarstedt in einer kleinen Eckkneipe. Jeder normale Mensch fragt sich nun, was man an einem Samstagabend ausgerechnet in einer Eckkneipe in Sarstedt verloren hat. Aber wir sind nicht zufällig hier in Rainers Kneipe, denn hier spielen heute Abend Rüdiger Bierhorst und Sven Panne, zwei Liedermachings, die immer einen Besuch wert sind.

Die Angst, dass ich zu spät bin, weicht schnell der Erkenntnis, dass es eine „Onemanvorband“ gibt. Ein Sarstedter Musiker sitzt auf der Bühne und stimmt mit Gitarre und Singer/Songwriter-Coversongs auf einen gemütlichen Abend ein. Die Stimmung hier ist anders, als sonst auf Liedermachingkonzerten. Zwar auch alles sehr familiär, wie es so oft der Fall ist, allerdings besteht ein Großteil der Besucher offensichtlich aus Stammkunden, die hier öfter sind und nicht unbedingt wissen, auf was sie sich da einlassen. Die wirklichen Fans lassen sich beinahe an einer Hand abzählen, aber sie haben auch Werbung gemacht und viele Bekannte mitgebracht, so dass die Kneipe gut gefüllt ist. Viele sind neugierig, was sich hinter dem Begriff „Liedermaching“ verbirgt und gespannt, was sie erwartet. Zwar gehören Rüdi und Sven nicht undbedingt zu der neuen wilden revolutionären Generation der Liedermachings, dennoch sollte man sie nicht in eine Schublade mit all den traditionellen möchtegernweltverbessernden Liedermachern stecken. Auf jeden Fall gehören beide zur Créme de la Créme der Liedermaching-Szene und nicht umsonst wird Rüdi unter den Kollegen immer wieder als der Beste bezeichnet, während er selbst im Verlauf des Konzerts Sven Panne den selben Titel verleiht.

Aber genug der Theorie, alle Anwesenden wollen sich schließlich von der Praxis überzeugen lassen und ein langer Abend liegt noch vor uns. Es geht los und gleich zu Anfang wird angekündigt, dass mindestens 3 Sets gespielt werden. Im ersten Set spielen beide noch einzeln, Rüdi beginnt und Sven macht weiter. Man merkt, dass die beiden gestern schon in Göttingen waren. Sie sind schon unglaublich gut drauf und aufeinander eingespielt. Rüdi beginnt mit einigen Klassikern, wie „Bühnensüchtig“ oder „WSV im KaDeWe“ und spielt danach auch viele neue Songs. Anschließend steigt Sven mit „Oberstes Regal“ ein und spielt einige Songs seiner aktuellen Platte. Jeder begeistert das Publikum auf seine ganz eigene Art. Rüdi mit Gitarre und seinen ruhigen aber bestimmten Songs über die Liebe, den Suff und das Leben. Sven am Klavier mit heiserer Stimme und gesungenen Geschichten über Sehnsüchte, Träume und Erfahrungen und reichlich überschüssiger Energie in den Füßen, die den Auftritt auf ganz spezielle Weise abrundet.

Im zweiten Set fängt Sven dann an, Rüdi zu unterstützen. Bei mehreren Liedern begleitet er ihn am Klavier und gibt den Songs teilweise ganz neue Gewänder. Für Abwechslung sorgt dann auch „Muse“, was nach eigenen Angaben Rüdis lautestes Lied ist. Dementsprechend brüllt er auch ins Mikro uns sorgt so für viel Schmunzeln – mag man ihm das böse Rumgebrülle doch gar nicht so wirklich abnehmen. Den direkten Kontrast bildet das nächste Stück „Traumfrau“, was dann nach eigenen Angaben der leiseste Song ist und mit Klavierbegleitung Gänsehaut erzeugt. Einen gewissen Kontrast bietet dann anschließend auch Sven, denn während Rüdi eigentlich nur lieb sein kann, haben Svens Songs meist irgendwie einen Hauch von Negativität, was er auch selbst zugibt. Dabei ist er doch eigentlich genau so lieb, wie Rüdi. Aber genau diese Stimmung, die zum Nachdenken anregt, bestimmt nunmal seinen Stil.

Im dritten Set wird die Stimmung dann immer lockerer. Beide holen alles aus sich raus und spielen so ziemlich alle Songs, die ihnen noch einfallen. Immer wieder wird improvisiert und sich gegenseitig ergänzt. Erst gegen 2 Uhr ziehen die beiden sich zum ausgedehnten Nichtstun zurück, was sich allerdings schnell als ziemlich kreatives und aktives Nichtstun erweist, womit der Abend dann in kleiner Runde gemütlich ausklingt.

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