Mehdorn du alte Xanthippe!
Apr 7th, 2008 | By mcmatten | Category: Artikel, Kultur, MusikEs ist doch jedes mal wieder schön, wenn man ins Café Kreuzberg kommt und sich schon ein wenig, wie zu Hause fühlt, obwohl man noch gar nicht so oft da war. Und egal, wann man da ist, man trifft immer nette Leute und es ist nie langweilig. Am 27.03. vertrieben Rüdi Bierhorst und Kriss die Langeweile und es gab einige Überraschungen.
Als ich im Kreuzberg ankomme, werden dort noch einige Vorbereitungen getroffen. Es gibt da nämlich eine Art Komplott, um Rüdi vor seinem Auftritt noch ein wenig zu überraschen. Im Keller wird geprobt, an der Theke werden Flaschen etikettiert und auf der Bühne werden Chormikros eingestellt. Der Kreis der Eingeweihten wächst und Rüdi sitzt gemütlich im Backstage und ahnt nichts.
Dann kann es los gehen. Die Bühne füllt sich und Rüdi wird geholt, um seine Überraschung in Empfang zu nehmen. Kreuzbergchef Klaus und Liedermachingkollege Pascal haben zusammen einen Song für Rüdi geschrieben, in dem es um seine ständige Unerreichbarkeit geht, die besonders die Konzertvereinbarung erschwert hat. Im Chorpart wird der Name Rüdi Bierhorst auseinander genommen und neu zusammen gesetzt, was zu allgemeinen Erheiterung beiträgt und Rüdi nur noch strahlen lässt. Unter anderem entsteht dadurch Horsti Rüdbier, weswegen es hinterher an der Theke auch original Rüdbier gibt.
Etwas geflasht geht es für Rüdi dann gemeinsam mit Kriss auf die Bühne. Das Monster of Liedermaching und der Exazubi des Godfathers of Liedermaching – zwei Generationen auf einer Bühne. Zwei völlig unterschiedliche Künstler mit komplett unterschiedlichen Stilrichtungen und doch passen beide hervorragend zusammen. Auch das Publikum ist bunt gemischt. Und so vereinen sich die unterschiedlichen Sympathien schnell zu einer einzigartigen und irgendwie familiären Atmosphäre.
Rüdi startet mit Jazzmusikpublikum und Kriss macht mit Frei sein weiter. Alles läuft Hand in Hand und beide lassen sich feiern und feiern den anderen immer gebührend mit. Rüdi gesteht, dass er erst, seit er Kriss kennt, weiß, dass man HipHop auch singen kann und präsentiert seinen einzigen Rapsong, der direkt in Lieder ohne Text übergeht, was in Göttingen inzwischen schon Pflichtpart ist. Der einzige Hass, den es heute gibt, richtet sich auf Herrn Mehdorn und die Deutsche Bahn allgemein. Deswegen spielt Kriss erstmal Regentage, bevor Rüdi Mehdorn später noch Sehnsucht im ICE widmet und bei Mona den Restfrust raus lässt.
Rüdi hat die vielen neuen Songs, die er schon beim Liedermachingfestival gespielt hat, inzwischen weiterentwickelt und verfeinert und genießt es offensichtlich, sie einem so aufmerksamen Publikum präsentieren zu können. Denn die Zuhörer verstehen es, genau im richtigen Moment zu feiern, aber auch still zu sein und lauschen den vielen gefühlvollen Songs andächtig. Auch Kriss lässt seiner Spielfreude freien Lauf und hat am Ende alle seine Songs gespielt, die er ohne die Überraschung, die er leider zu Haus vergessen hat, spielen kann. Allerdings erweist es sich dabei als schwierig, sich seine eigenen Songs zu merken – man gut, dass es CDs gibt, auf deren Rückseiten Songs stehen. Da Rüdi aber noch lange nicht fertig ist, seine Bühnensucht voll auslebt und alle Songs, an die sich noch irgendjemand entsinnen kann, wieder ausgräbt, fängt Kriss noch an Songs zu covern und hält die Stimmung so weiterhin auf dem Höhepunkt.
Irgendwann muss dann aber wirklich Schluss sein. Kriss kündigt noch seinen nächsten Besuch am 09.05. an und dann wird die Bühne kreuzbergüblich für die Allgemeinheit freigegeben. Das nutzen dann auch noch einige Künstler und so klingt das Konzert noch gemütlich aus.